Die bitteren Tränen der Petra von Kant

  • Produktionsland: Deutschland
    Produktion: Rainer Werner Fassbinder, Michael Fengler
    Erscheinungsjahr: 1972
    Regie: Rainer Werner Fassbinder
    Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder
    Kamera: Michael Ballhaus
    Schnitt: Thea Eymesz
    Kostüme: Maja Lemcke
    Budget: ca. 325.000 DM
    Sound: Gunther Kortwich
    Länge: ca. 129 Minuten
    Freigabe: FSK 16
    Deutscher Start: 5. Oktober 1972

    Darsteller:

    Margit Carstensen: Petra von Kant
    Hanna Schygulla: Karin Thimm
    Katrin Schaake: Sidonie von Grasenabb
    Eva Mattes: Gabriele von Kant
    Gisela Fackeldey: Valerie von Kant
    Irm Hermann: Marlene

    Handlung:

    Die erfolgreiche Moderschöpferin Petra von Kant lebt in einem opulent eingerichteten Wohn-Atelier, zusammen mit ihrer Assistentin Marlene, die wortlos alle Launen ihrer Chefin über sich ergehen lässt.
    Petra verliebt sich unsterblich in die deutlich jüngere Karin, die daraufhin versucht, die wohlhabende Designerin auszunutzen, ohne ihre eigene Freiheit aufzugeben.
    Als sich Karins Mann überraschend aus Australien zurückmeldet, zieht Karin wieder zu ihm.
    Für Petra bricht eine Welt zusammen.

    Meine Meinung:

    R.W. Fassbinder, der hier auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, hat mit diesem Werk ein Meilenstein in der Filmwelt geschaffen! Der Zuschauer erlebt hier eine Gefühlswelt, die in die Tiefe der menschlichen Seele führt. Man spürt die Einsamkeit der Reichen Modeschöpferin bis ins kleinste Detail. Sie sehnt sich nach Geselligkeit und Liebe, die aber - wie es scheint - nicht erfüllt wird. So ertränkt sie ihre Traurigkeit und Verzweiflung in Alkohol. Die Szenen werden immer offensichtlicher, je mehr sich der Film dem Ende neigt. Die letzten Sequenzen sind aufwühlend und driften zur Dramatik ab. Fassbinder hat es verstanden, die innere Gefühlswelt der Protaginisten (die perfekt ihre Parts spielen!) nach außen kehren zu lassen.

    Ich gebe:

    [film]9[/film] Sternchen!

  • Quote

    Original von Salvage:


    Edit:
    Sorry, aber ich bekomme das mit dem Cover und Trailer nicht mehr hin.
    Falls es so nicht akzeptiert werden kann, kanns auch wieder gelöscht werden.

    Es ist sehr erfreulich, dass du so einen Film vorstellst, da wird Nichts gelöscht. Habe das Cover eingefügt.

    Du kannst den Forenupload nutzen oder du besuchst die folgende Seite

    http://www.pic-upload.de/complete.php

    Den Link neben Bild für Foren (originalgröße): auswählen, kopieren und dann passt es.

  • Hintergrund:

    Rainer Werner Fassbinder schrieb das Drehbuch auf der Grundlage seines eigenen Theaterstücks.
    Im Vorspann widmete er den Film „dem, der hier Marlene wurde“.
    Nach Aussagen aus dem engsten Fassbinder-Umfeld (Kurt Raab, Harry Baer) war damit in erster Linie Peer Raben gemeint.
    Die stark autobiographische Ausprägung des Films (wie der meisten frühen Fassbinder-Filme) lässt natürlich auch die Deutung zu, dass die Darstellerin Irm Hermann sich als hörige Dienerin ihres Herren selbst porträtierte.
    Petra von Kant (gespielt von Margit Carstensen) ist nach dieser Deutung (dargelegt vor allem von Baer) Fassbinder selbst, Karin Thimm entspricht Günther Kaufmann, Sidonie von Grasenapp steht für Kurt Raab und Valerie von Kant Fassbinders Mutter Liselotte Eder.

    Dient, als Fototapete in von Kants Appartement, in vielen Filmszenen als Bildhintergrund:
    Das Gemälde Midas und Bacchus von Nicolas Poussin (nach 1624, Alte Pinakothek München)

    Der Film ist wie die Vorlage in fünf Akten aufgebaut und spielt ausschließlich in von Kants Appartement.
    Die Einstellungen sind häufig sehr lang.
    Das Projekt war die 12. Zusammenarbeit zwischen Fassbinder und der Schauspielerin Hanna Schygulla und bedeutete den Durchbruch für Eva Mattes.

    Die bitteren Tränen der Petra von Kant wurde im Januar 1972 in nur zehn Tagen gedreht.
    Das Budget betrug etwa 325.000 Mark.
    Der Film feierte seine Premiere am 25. Juni 1972 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1972.

    Der Film hat das Image eines Films, „den die Frauen nicht mögen“.

    Regisseur Fassbinder äußerte sich dazu:

    „Ich betrachte eine Frau genau so kritisch wie einen Mann. (…) Frauen sind interessanter, denn auf der einen Seite sind sie unterdrückt, aber andererseits sind sie es nicht wirklich, weil sie diese ‚Unterdrückung‘ als Terrorinstrument benutzen. (…)
    Meine Filme sind für die Frauen, nicht gegen sie.
    Aber fast alle Frauen hassen Petra von Kant – jedenfalls die, die die Arten von Problemen haben, von denen der Film handelt, die das aber nicht zugeben wollen.
    Das kann ich nicht ändern. (…)
    Alles in allem finde ich das Verhalten der Frauen genau so schrecklich wie das Verhalten der Männer, und ich versuche, die Gründe dafür zu illustrieren und vor allem zu zeigen, daß wir fehlgeleitet werden durch unsere Erziehung und durch die Gesellschaft, in der wir leben.
    Meine Beschreibung dieser Verhältnisse ist nicht frauenfeindlich. Sie ist ehrlich…“

    Die „miese, kleine Hure“ Karin Thimm trug den Namen einer Journalistin der Münchener Abendzeitung, die Fassbinder und der Action-Theater-Truppe zuerst ablehnend gegenübergestanden hatte, seit dem Erfolg von Katzelmacher jedoch „plötzlich sehr freundlich“ geworden war.

    "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" war bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1972 für einen Goldenen Bären nominiert.

    1973 erhielt der Film drei Bundesfilmpreise (heute: Deutscher Filmpreis) in den Kategorien Beste Schauspielerin (Margit Carstensen und Eva Mattes) und Beste Kamera (Michael Ballhaus).

    Irm Hermann erhielt für die Darstellung der „Marlene“ den italienischen Darstellerpreis.

    Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.

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