Produktionsland: Frankreich
Produktion: Margaret Ménégoz
Erscheinungsjahr: 1988
Regie: Jean-Claude Brisseau
Drehbuch: Jean-Claude Brisseau
Kamera: Romain Winding
Schnitt: Jean-Claude Brisseau, María Luisa García, Annick Hurst
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: -
Länge: ca. 91 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Bruno Cremer, François Négret, Vincent Gasperitsch, Fabienne Babe, Lisa Heredia, Fejria Deliba, Thierry Helene, Sandrine Arnault, Victoire Buff, Françoise Vatel, Albert Montias, Lucien Plazanet
Inhalt:
Der 14-jährige Bruno kommt gerade in sein neues Zuhause: eine Wohnung im 15. Stock eines Betonmonsters, das im Pariser Vorort Seine-Saint-Denis in den kalten Himmel ragt. Seine Mutter, die rund um die Uhr arbeiten muss, sieht er nur in Form von kleinen Notizzetteln. Im zehnten Stock – die Aufzüge sind kaputt – begegnet er dem jungen Jean-Roger, der gerade die Fußmatte seines Nachbarn anzündet. Am nächsten Tag trifft er ihn wieder: sie gehen in dieselbe Klasse. Nachdem die beiden sich anfreunden, lernt Bruno Jean-Rogers Familie kennen: Aggression und Langeweile bestimmen dort den Alltag, während sich der Frust in brutalen Streichen seinen Weg bahnt. Willkommen in der Banlieue!
Neben William Faulkners großartigem Roman gab es Ende der Achtziger Jahre einen Film des französischen Regisseurs Jean-Claude Brisseau, für dessen Titel ebenfalls diese Zeilen aus Shakespeares Macbeth Pate standen: LÄRM & WUT (OT: De bruit et de fureur).
Der Film, der 1988 in Cannes mit dem Spezialpreis der Jugendjury ausgezeichnet wurde, provozierte seinerzeit einen kleinen Skandal, als er aufgrund seiner ungeschönten Darstellung von Jugendgewalt in Frankreich für den Kinostart zunächst die so seltene Freigabe „ab 18 Jahren“ erhielt – eine Entscheidung, die einigen Protest auslöste, u.a. von Regiekollegen wie Barbet Schroeder (BARFLY). Dabei gelang Jean-Claude Brisseau mit seinen kalten, klaren Bildern, die immer wieder durch surreale Szenen unterbrochen werden, zwar ein aufwühlender und heftiger aber auch sehr ehrlicher Film über das trostlose Leben in den Pariser Vororten.
Trailer:
Deutsche DVD Fassung: 18.02.2011 (Bildstörung)
Bonusfeatures:
- DIE FERNBEDIENUNG IN DER HAND – Regisseur Jean-Claude Brisseau kommentiert die
Eingangsszenen seines Films (27 Min.)
- BRISSEAU CINÉASTE – Making-of-Dokumentation von Luc Ponette (40 Min.)
- DER FALL UND DER FLUG – Interview mit Regisseur Jean-Claude Brisseau (25 Min.)
- 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Dennis Vetter und Auszügen aus dem original Presseheft
zum Kinostart
(alle Features mit deutschen UTs)
Kritik:
Das der Regisseur eine Vorliebe für sexuelle Gelüste und schöne nackte Frauenkörper hat, ist nicht zu übersehen und in späteren Filmen sollte die Erotik bei Regisseur Jean-Claude Brisseau in seinen Filmen dann auch die Oberhand gewinnen. Dementsprechend provokant geht er hier damit um. Die Kulissen liefern einiges an Graffiti, somit wird auch die Unterschicht präsentiert und die Kids haben auf den Straßen das Sagen. Es gibt hier viele harte Szenen, wie das quälen eines Hundes, der ans Moppet gebunden wird und der Hund wird jaulend hinterher gezogen, für zarte Gemüter ist dieses Drama nichts, auch wenn die Hundeszene mehr auf die Psyche schlägt als wie ein leidendes Tier zu zeigen.
Zu erspähen gibt es ein Sylvester Stallon (Rocky) Poster im Zimmer eines Jungen und im späteren Verlauf wird ein Zombiefilm gezeigt, wobei ich jetzt nicht drauf gekommen bin, was für einer dass ist. Es wird in den Block-Wohnungen Schiessübungen mit Gewehren abgehalten. So eine Klassenschlacht wie hier zu sehen, gab es in einem Film wohl noch nie, was einer Revolution gleich kommt, wo auch die Klassenlehrer durch die Gegend geworfen werden. Gerade die eine Szene wo ein Junge (Jean-Roger) mit 2 Arme am Schuldach runterhängt und Revolution ruft bleibt unvergessen. Der Film ist auch witzig und hat so einige Brüller zu bieten, wo man nicht mehr an sich halten kann. Es ist deutlich zu merken, dass Jean-Roger alles von seinem Vater und Bruder übernimmt, die ihm ein ganz schlechtes Vorbild sind. Zunächst als Nebenplot ist dann noch der 2.Junge Bruno, welcher an sich ohne die schlechten Einflüsse seines Kumpels Jean-Roger ein sehr braver und schlauer Junge wäre, der in der Schule sehr lernbegierig ist und auch Nachunterricht nimmt, nur hat er schnell den falschen Einfluss, was ihm dann zum Verhängnis wird. Es gibt ein paar Fantasieszenen mit einem Engel und Greifvogel, die aber nicht zu vordergründig auftreten. Wenn gleich es am Ende diesbezüglich etwas zu verwirrend eingesetzt wird, so lässt die übernatürliche Erscheinung aber viel Luft zum reinspekulieren, wirklich schlüssig ist das Finale damit nicht. Ich hab es so gesehen, dass Jean-Roger im Rausch, somit auch der Zuschauer aus seiner Sicht, etwas anderes gesehen hat, als es tatsächlich zutrifft.
Die 2 jungen Hauptdarsteller werden sehr glaubhaft gespielt, von Bruno (Vincent Gasperitsch) hat man anschließend nie wieder etwas gehört. Jean-Roger (François Négret) hatte noch 2 interessante Auftritte in den 80er Dramen „Auf Wiedersehen, Kinder“ und „Weiße Hochzeit“ der ebenfalls vom Regisseur Jean-Claude Brisseau ist.
„Das einzige was zählt bis du selbst. Die Gesetze sind für Idioten.“
Lärm und Wut ist die blanke, frechste Jugend-Anarchie, wie sie im realen Leben auch so hart vorkommt.