Produktionsland: Großbritannien
Produktion: Vip Medienfonds 4
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Jonathan English
Drehbuch: Steven McDool
Kamera: David Eggby
Schnitt: Peter Amundson
Spezialeffekte: LipSync Post
Budget: ca. 25.000.000$
Musik: Lorne Balfe
Länge: ca. 116 min
Freigabe: FSK 16
Darsteller: James Purefoy, Paul Giamatti, Kate Mara, Brain Cox, Jason Flemyng, Charles Dance u.a.
Zum besseren Verständnis des historischen Hintergrunds, vor dem folgender Film spielt, erachte ich eine Einführung für notwendig:
England im Jahre A.D. 1215
In diesem historischen Jahr am 15 Juni mußte König John die berühmte MAGNA CHARTA LIBERTATUM [Große Urkunde der Freiheiten] unterzeichnen, zu denen er durch Adel und Klerus gezwungen worden war. Dieses war notwendig, da John es gelinde gesagt zu arg trieb mit seinen Untertanen und sie auch schamlos ausbeutete (Steuern ect.). Gegen diesen Despotismus der Krone lehnten sich Barone, Herzoge, Kirche, Grafschaften und z.t. das Volk ect. auf. Diese Willkür eines Königs sollte durch die Magna Charta ein Ende haben. In ihr wurden 63 Artikel abgefasst, die u.a. ein Garantie-Gesetz für Recht und Unverletzlichkeit aller freien Leute Englands beinhaltete. Ferner sollten von nun an Ratsversammlungen in allen wichtigen Punkten abgehalten werden, wenn es z.B. um Steuern, Stadtrechte, Verkehrswesen ect. geht. Kurzum, mit der Magna Charta wurde der Grundstein des bis heute existierenden Parlamentarismus in England gelegt. Das Parlament in England. Diese ganzen Rechte und auch die Einhaltung der Magna Charta selbst mußte weiterhin erkämpft werden und davon erzählt der Film Ironclad.
König John zeigt sich als ein sehr schlechter Verlierer, denn er erkennt die Magna Charta im nachhinein nicht an und will "Sein England" so wiederhaben, wie es einst war. Zu diesem Zweck holt er ausländische Truppen ins Land und wo sie auch hinkommen hinterlassen sie eine Spur der Verwüstung. Baron Albany versucht nun seinerseits eine Armee aufzustellen, die bereit ist gegen den König zu Felde zuziehen. Er kann erstmal nur eine kleine Truppe zusammen stellen und u.a. den Tempelritter Thomas Marshal für die Sache gewinnen. Thomas der schon am Kreuzzug teilnahm untersteht eigentlich dem Erzbischof Langton (Charles Dance), aber auch der revoltiert gegen den König. Alabany und Langton verbleiben wie folgt: Albany, Thomas und die anderen Ritter müßen die Burg ROCHESTER besetzen, bevor der König es tut. Langton will später Verstärkung nach Rochester schicken, aber die Stellung bzw. die Position muß um jeden Preis gehalten werden. Rochester liegt bei KENT im Süden Englands und ist strategisch ziemlich wichtig für Nachschub usw. König John hat dies wohl auch erkannt, aber er trifft zu spät bei der Festung ein. Diese ist nun mit Marshal & co besetzt. Was nun folgt ist ein erbarmungsloser und verbitterter Kampf um Rochester!
Dies ist hier wörtlich zu nehmen, denn Regisseur Jonathan English macht hier keine Gefangenen oder sonstige Mätzchen. Es geht hier gelinde gesagt ganz schön zur Sache, denn dieser Kampf ist brutal und blutig in Szene gesetzt worden. Eine kleine Schar trotzt hier der Übermacht des Königs und seiner ausländischen u.a. dänischen Truppen. Diese haben einen wild mit weißen langen Haaren aussehenden nordischen Barbaren als Anführer. Aufwendig ist die Schlacht bzw. der Kampf um Rochester inszeniert worden. Das geht schon mit dem Beschuss von Feuerbällen, Steinkugeln ect. mittels Steinschleudern los und dem ersten Versuch die Festung einzunehmen. Dabei geht ein hauen & stechen los, wie im folgenden auch. Also Rambo geht hier ganz schnell nach Hause und verkriecht sich.
JAMES PUREFOY, der schon in der Serie ROM mitgewirkt hat als Tempelritter Thomas Marshal ist einfach die geniale Besetzung dafür. Er macht nicht so viel und ist eher in sich gekehrt. Auch redet er weniger als andere und gibt sich kämpferisch. Er will bis zum schluss durchhalten, weil er sich nunmal entschieden hat für diese Sache einzustehen. Das alles passt zu ihm und seiner Erscheinung.
PAUL GIAMATTI als tyrannischer König, der mit aller Gewalt siegen will füllt diesen Part genauso gut aus, wie den im Film SHOOT'EM UP. Dort hatte er auch schon eine Art despotischen Gangsterboss abgegeben, wobei er dort ein wenig mehr im comichaften Sinne übertrieben hatte als nun hier. Und das ist auch ganz gut so, denn alles andere würde hier völlig fehl am Platze sein.
BRAIN COX (X-Men, Troja) agiert fast schon gewohnt solide, wie eigentlich sonst auch. Überhaupt agieren hier alle glaubhaft.
Bei Filmen neueren Datums habe ich ja immer ein wenig die Befürchtung das Wackelkamera, viel zu schnelle Schnitte und Zooms ect. vorhanden sind, wie z.B. bei dem Bond-Film EIN QUANTUM TROST. Für mich war/ist der deswegen Müll, da nichts mehr erkennbar gewesen ist. Dies bleibt hier einem glücklicherweise erspart. Die Kamera ist zwar teilweise dicht beim Geschehen, auch sind CGI-Effekte mit enthalten, aber das Ganze fügt sich zu einem grandiosen Historien-Film zusammen, wie man ihn selten zu sehen bekommt. Ein weiterer großer Pluspunkt dieses Streifens ist die Filmmusik des zumindest mir noch unbekannten Komponisten LORNE BALFE. Sehr schöne symphonische Musik mit Chor/Chören ect. Sie unterstützt hervorragend den Film. Schön, das sowas heute noch möglich ist bzw. gemacht wird und man es zu hören bekommt, denn den Soundtrack hatte ich mir auch sofort zugelegt.
Wie zu lesen war bemängeln Kritiker den Blutgehalt, die 16er FSK-Freigabe und die Fiktion dieses Films.
Dem entgegene ich, das es im Mittelalter nun mal nicht gerade zimperlich zuging, schon gar nicht wenn um etwas gekämpft wurde, wie im vorliegenden geschichtlichen Falle.
Zur Fiktion sei gesagt; Das immer irgendwie ein wenig davon in Filmen vorhanden ist. Kino ist eben Kino, allerdings hätten die Herren Kritiker sich mal ein wenig die Mühe machen sollen sich in die Historie zu begeben, denn dann wüßten sie das in der Tat nach der Unterzeichnung der Magna Charta der König sie
1. nicht anerkannte
2. mit ausländischen Truppen versuchte seine alte Macht wieder zu gewinnen
3. die Burg ROCHESTER zu jener Zeit belagert worden ist (in welchem Zusammenhang ist aber unklar)
4. die Franzosen tatsächlich in England eintrafen, aber dort die Krone für sich nicht beanspruchten
5. HEINRICH III folgte seinem Vater John, nach dessen Tod (18.10.1216) auf dem Thron
Über die 16er Freigabe wundere ich mich allerdings auch, denn es dürfte wohl somit einer der härtesten Filme sein die je ein FSK 16 bekommen haben. Da sei die Frage erlaubt; Haben die vorher gewürfelt oder was war da los? Es ist in der Tat unglaublich diese Altersfreigabe, wenn man als Vergleich 18er Fassungen heran zieht, die zudem in vielen harmloser sind als Ironclad. Es wird getötet und verstümmelt, wie es schon lange nicht mehr in einem Historien-Film zu sehen war. Ihn aber nur darauf reduzieren zu wollen liegt mir fern. Man sollte ihn als gesamt betrachten was er auch im Endeffekt ist, nämlich ein Historienfilm der dieses Geschichtsereignis aufgriff. Dabei spielt es keine Rolle ob Fiktion oder nicht, denn der Film zeigt das das Mittelalter kein Zuckerschlecken war und das gemeine Volk immer die Gebeutelten waren, denn zu melden hatten sie ja nicht viel oder gar nichts.
Aber hier wird auch das Hohelied des Tempelritters gesungen und irgendwie habe ich mich ihn diesem wiedergefunden.
Tempelrittern
GrafKarnstein